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"Feuertaufe bestanden!"
Beim Rathaussturm wurde Susanne Leyk zur Abc-Schützin.

HGVQuelle: 9.2.2005, Kieler Nachrichten » KN-online

Raisdorf. Ein rosenmontägliches Jubiläum feierte der „Handels- und Gewerbeverein Raisdorf (HGR) vorgestern im Bürgersaal: Zum 40. Mal wurde das Rathaus gestürmt und die neue Bürgermeisterin Susanne Leyk bis Aschermittwoch für abgesetzt erklärt. „Habe mich gerade so richtig hier eingelebt, schon wird an meinem Stuhl gesägt", kommentierte die Verwaltungschefin diese Machtübernahme. Bei ihrer Premiere reimte sie sich gleich in die Herzen der Raisdorfer Geschäftsleute - an diesem Tag allesamt Karnevalisten ohne Narrenkappe

Seitdem 13 Kaufleute 1966 erstmals während der fröhlichen Tage in der fünften Jahreszeit das Rathaus eroberten, hat diese Tat Tradition in Raisdorf. „Sie ist stets damit verbunden, etwas Gutes für die Gemeinde zu tun", erläutert der HGR-Vorsitzende Hans-Peter Wohler-Schmidt. Denn auf diesen Rosenmontagssitzungen, die stets mit einem Festessen und einer Festrede im Hotel „Rosenheim" fortgesetzt werden, sammelt die Kaufmannschaft Geld für bestimmte (Jugend-) Projekte.

In den vergangenen 40 Jahren sind insgesamt rund 87.000 Euro zusammengekommen. Den Erlös der aktuellen Veranstaltung -2.500 Euro brachte eine Verlosung ein - kommt dem evangelischen Kindergarten zugute, der seine maroden Außenspielgeräte erneuern will.

Zurück zum Rathaussturm: Auch Susanne Leyk ließ es sich nicht nehmen, die Jecken mit Schlips und Kragen wie Amtsvorgänger Klaus Schade mit ein paar gedichteten Zeilen zu begrüßen. Dabei nahm sie das vom HGR gewählte Rosenmontagsmotto „Politik - Ist der Ruf erst ruiniert..." aufs Korn. „Politik und Wirtschaft", ergänzte sie den Spruch und scherzte: „Nur Grundgehalt ist etwas knapp, dafür lohnt sich kein Mandat. Nebenjobs plus die Diäten - das schafft erst Lebensqualitäten. Die Wirtschaft spielt da gerne mit, hat doch auch sie ihren

Profit! In Raisdorf soll es anders bleiben, wir wollen solche Maschen meiden!" „Feuertaufe bestanden!" lobte Hans-Peter Wohler-Schmidt den Beitrag der Bürgermeisterin und nahm ihr sogleich den Rathausschlüssel und das - in diesem Jahr nur mit Stroh gefüllte - Gemeindesäckel ab.

Eine besondere Überraschung hatte er für Susanne Leyk aber noch parat: „Sie stehen am Beginn eines neuen Berufsweges. Das ist eine Art Einschulung, und dafür benötigen Sie die passenden Utensilien", sagte Wohler-Schmidt und überreichte ihr einen Ranzen und eine Schultüte - gefüllt mit lauter nützlichen Dingen: einem neuen Besen, der gut kehren soll, einer Brille für den klaren Durchblick, Schimmel-Ex gegen den Amtsschimmel sowie Zuckerbrot und Peitsche... Weniger launige Worte fand später Festredner Wolfgang Börnsen. Vor rund 180 Gästen aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung nahm in seinem Beitrag Kritik an der Regierung breiten Raum ein. Die eigentlich traditionellen kabarettistischen Zwischentöne vieler Festredner vor ihm ließ er ebenso vermissen wie die Kieler Oberbürgermeisterin Angelika Vollquartz im Vorjahr. vg

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