"Es ist eine Lust hier zu leben"

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HGVQuelle: Ostholsteiner Zeitung - Dienstag, 24. Februar 2009

Erstürmung des Rathauses!

Humorvolle Unterhaltung pur - und das auf hohem Niveau: So lässt sich - wieder einmal - die traditionelle Rosenmontagssitzung des Handels- und Gewerbevereins Raisdorf kennzeichnen. Es war die 44. Sitzung in ebenso vielen Jahren, aber die erste in Schwentinental.

Den launigen Anfang machte HGR-Vorsitzender Hans-Peter Wohler- Schmidt. Er nahm die vor einem Jahr vollzogene „Fusion zur Stadt" zum Anlass, Synergie- und Einspareffekte zu verlangen. Um Vorbild zu sein, habe sein Verein schon mal auf den sonst üblichen Auftakt im Rathaus verzichtet. In der gesparten Zeit „kann die Bür­germeisterin weiter arbeiten" . Und Wohler-Schmidt zitierte mit Blick auf das Gene­ralthema „Finanzmarktkrise" Mark Twain, der gesagt haben soll: „Banker verkaufen dir bei Sonnenschein einen Regenschirm. - und wenn es regnet, fordern sie ihn zurück."

Der HGR-Chef erörterte auch eine Reihe von Ideen, was gemacht werden soll, wenn der HGR für drei Tage die Macht im Rathaus übernimmt. Kostprobe: Die B 76 soll den Platz für ein neues Ortszentrum bilden. Und für den Verkehr müsse dann eben eine neue Umgehungsstraße gebaut werden. Und: Der Verlust im Stadtsäckel, wenn die Gewerbesteuer mal eben auf Null gesenkt wird, könne durch eine neue Vergnü­gungssteuer ausgeglichen werden, „weil es eine Lust ist, hier zu leben".

Bürgermeisterin Susanne Leyk präsentierte ihren „Krisen"-Beitrag in ebenso kurzweiligen Reimen: „Die HSH soll nun gerettet werden - einige pachten wohl den Wohlstand auf Erden. Denn Manager, Vorstände, Aufsichtsräte, die kriegen weiter ihre Knete!"

Nachdem die Aktivität der über 100 Gäste im „Rosenheim" nach dem Genuss von Schweinshaxe leicht gesunken war, weckte Landwirtschaftsminister Christian von Boetticher alle wieder auf. Temperamentvoll erinnerte er im Kontext der Bankenkrise an menschliche Grundhaltungen. Damals, 1997, sei es gewesen, dass viele seiner da­maligen Kommilitonen an den großen Gewinn glaubten, an Renditen von acht Prozent fürs eingesetzte Kapital „pro Tag", wenn sie nur in den Neuen Markt investierten. Und auch er selbst habe einige Jahre später Lehrgeld zahlen müssen, weil die Aktien, die er kaufte, von 50 auf 5000 Euro stiegen, am Ende aber für gerade mal 88 Cent wieder zu verkaufen waren.

Für gute Unterhaltung hatte zwischendrin das Improvisationstheater „Boheme und Bohei" aus Hamburg gesorgt. Im Stil der „Schillerstraße" wurden da Stichworte aus dem Publikum in kleine köstliche Schwentinentaler Geschichten verpackt.

Artikel und Fotos: Norbert Zimmer

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