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Jetzt bestimmen die Schwentinentaler

HGVQuelle: Kieler Nachrichten, 25.11.2017 » KN-online

Streit um Standort für neues Feuerwehrgerätehaus bringt ersten Bürgerentscheid der Stadtgeschichte

SCHWENTINENTAL. Die Diskussion bewegt die ganze Stadt: Bleibt die Raisdorfer Feuerwehr, wo sie ist? Rund 80 Einwohner waren gekommen, als alle Seiten in der Stadtvertretung am Donnerstag noch einmal Gelegenheit hatten, ihre Sicht der Dinge darzulegen, Das Ergebnis: Schwentinental steht vor dem ersten Bürgerentscheid seiner Geschichte. Termin für die Abstimmung über den Standort des neuen Feuerwehrgerätehaus ist Sonntag, 18. Februar 2018.

Fast zwei Stunden dauerte die Diskussion, in der einmal mehr die Emotionen hochkochten. Am Ende stand ein sichtlich aufgewühlter Raisdorfer Ortswehrführer Stefan Kühl, der sagte: ,,Wir sind emotional am Ende. Wir kämpfen seit zwei Jahren aus einer Scheune heraus." Einigkeit herrscht unter allen Akteuren in genau zwei Punkten: Die Feuerwehr ist enorm wichtig für die Stadt - und sie braucht ein neues Gerätehaus. Das jetzige ist zu klein und ist unreparierbar beschädigt. Beim Standort scheiden sich aber die Geister. 1379 Unterschriften hatte die Btirgerinitiative,,Bahnhofstraße mit Zukunft" gesammelt, um den, Entscheid zu erzwingen. Die Abstimmungsfrage lautete: ,,Sind Sie dafür, die Planungen eines neuen Feuerwehrgerätehauses am jetzigen Standort Bahnhofstraße einzustellen, um diesen Neubau an einem anderen geeigneten Standort zu realisieren?"Feuerwehrstandort

Ein Entwurf für den Neubau in der Bahnhofstraße wurde bereits vorgestellt. Demnach soll die problematische Verkehrssituation in der Straße gelöst werden, indem Parkplätze für die Einsatzkräfte geschaffen werden. Außerdem soll die Feuerwehr künftig gerade aus der Halle herausfahren und direkt auf die Bahnhofstraße einbiegen können. Das Projekt auf dem stadteigenen Ge Iände soll 3,9 Millionen Euro kosten. Nach Ansicht der Initiatoren hat die Stadt sich zu frülh auf einen Neubau am jetzigen Standort festgelegt und Alternativen nicht ausgiebig genug geprüft. ,,Hier ist nicht die beste Lösung gefunden worden", sagte der Vertretungsberechtigte der Initiative, Tillmann Frank. Er betonte, als Vorsitzender des Handels- und Gewerbevereins zu sprechen, ,,Wir glauben, dass es an dieser Schaltstelle andere Entwicklungsmöglichkeiten für den Ort gibt. " Dagegen stand - neben den kalkuIierten Mehrkosten von rund 500 000 Euro für einen anderen Standort - ein der Debatte immer wiederkehrendes Argument: ,,Die Feuerwehr gehört in unsere Mitte", sagte Norbert Scholtis (CDU) und verwies insbesondere auf die Jugendfeuerwehr. ,,Sollen die EItem die Kinder an den Stadtrand fahren müssen?" Uwe Bartscher (SWG) wandte sich an Frank: ,,In Ihrer Argumentation steckt: Eine gesteigerte Attraktivität der Bahnhofstraße kriegen wir mit der Feuerwehr nicht hin." Das sei ein ,,ganz schöner Hammer". Das Brürgerbegehren sei ohne einen geeigneten Altemativ-Standort ,, ein Verhinderungsbegehren".

Volker Sindt (SPD) fragte: ,,Welche Läden sollen eigentlich noch in die Bahnhofstraße?" Er habe auf einer Strecke von 500 Metern rund 30 Versorger und Dienstleister gezählt. Unterstützung fürr die Initiative kam von den Grünen, ,,Wir haben die Entwicklung der Stadt nie in der Gesamtschau betrachtet", sagte Andreas Müller. Es sei bedauerlich, dass in der emotionalen Debatte die Frage nach sinnvoller Stadtentwicklung ,,kaum noch zum Tragen kommt". Scholtis verwies auf den Faktor Zeit. Eine Verzögerung der Planungen wegen möglicher Schwierigkeiten bei der Standortsuche wäre ,,eine Katastrophe für Schwentinental, und für die Feuerwehr eine Zumutung." Die Mehrheit der Stadtvertreter entsprach dem Bürgerbegehren nicht, sondem blieb - gegen die Stimmen von Grünen und der WIR - bei der Entscheidung pro Bahnhofstraße. Somit werden nun alle Bürger über diese Frage entscheiden. Beide Seiten werden nun mit ihren Argumenten werben.

Für den Standort Bahnhofstraße übernimmt das die Feuerwehr. ,,Wenn die Bürger gegen die Feuerwehr in ihrem Zentrum entscheiden sollten, wäre das für 70 Kameraden ein Schlag ins Gesicht", sagte Stefan Kühl. ,,Für die Emotionalität der Feuerwehr haben wir Verständnis", betonte Tillmann Frank. Bei der Stadtvertretung hätte er sich aber mehr Selbstkritik für die Dauer des Prozesses gewünscht, ,,Uns wird jetzt angelastet, dass wir den Neubau verzögern. Dabei ist das Thema schon seit Jahren auf dem Tisch.,,

So geht es weiler Rund 11 600 Bürger werden am 18. Februar abstimmungsberechtigt sein. Stimmen mindestens 18 Prozent davon auf die gesteilte Abstimmungsfrage rnit Ja, würde das den Beschluss der Stadtvertretung für den Standort Bahnhofstraße kippen. Der Bürgerentscheid kann innerhalb von zwei Jahren nur durch einen weiteren Bürgerentscheid abgeändert werden. Seine Durchführung kostet nach Schätzungen der Verwaltunq etwa 9000 Euro.

von Merle Schaak

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