VON FRANK SPYRA
SCHWENTINENTAL. Wer mit dem Auto unterwegs ist und die Möglichkeit dazu hat, meidet die Bundesstraße 76 südlich der Hörn in Kiel. Die Baustellensituation vor Ort ist seit längerem ein Hindernis zwischen den Ufern. Das spüren auch die Handels- und Gewerbetreibenden in einem der größten Gewerbegebiete Norddeutschlands, dem Ostseepark in Schwentinental. „Die seit Jahren wandernde Baustelle auf der B76 ist ein Desaster für die Wirtschaft“, sagt Tillmann Frank. Der Geschäftsführer des Pflanzenschutzmittel- Herstellers E-Nema ist auch der Vorsitzende des Handels- und Gewerbevereins Schwentinental.
Die B76 fungiert als Nadelöhr, das der Verkehr von einem Fördeufer zum anderen passieren muss. Die Baustelle ist eine Störung für die Autos — für die Pendler einerseits, aber andererseits auch für die Kunden der Geschäfte, Und das in beiden Fahrtrichtungen. Wer aus Laboe in den Citypark will, muss die Baustelle in der Landeshauptstadt von Schleswig- Holstein ebenso passieren, wie Menschen, die aus Holtenau in den Ostseepark wollen, „Es ist die Dauer der Baustelle“, präzisiert der 65-jährige Frank, was der lokalen Wirtschaft so zu schaffen macht,
Der HGV-Vorsitzende wünscht sich eine Straffung der Arbeiten. „Möglich wäre eine Erweiterung der Arbeitszeiten“, schlägt Frank vor. Außerdem hielte er es für sinnvoll, die verschiedenen Baustellen der Reihe nach abzuarbeiten und nicht parallel zueinander. Beispielsweise erst die Werftstraße und dann die B76, beide dann jeweils in einem Rutsch. Der Stau während der Arbeiten dort legte zeitweise die gesamte Stadt lahm. Mit konkreten Zahlen zu den Umsatzeinbußen halten sich die Unternehmer im Ostseepark zurück.
Einig sind sie sich jedoch so weit, dass die Baustelle das Geschäft beeinträchtigt. In den Finanzen der Stadt findet der ausbleibende Konsum im Ostseepark derweil keinen Niederschlag. Schwentinentals Bürgermeister, Thomas Haß (parteilos), berichtet: „Unsere über Jahre schwankenden Gewerbesteuereinnahmen stehen in keinem erkennbaren Zusammenhang mit den Baustellen auf der B76.“ Der Ostseepark in Schwentinental ist eines der größten Gewerbegebiete Norddeutschlands. Viele Geschäfte stehen allerdings leer. Aktuell handelt es sich beispielsweise beim ehemaligen Max Bahr um einen Leerstand, aber auch beim ehemaligen Staples, Hier soll laut Stadt ein Veranstaltungszentrum entstehen. Was dagegen nicht leer steht, ist der Feuerwehrteich im Südosten des Gewerbegebiets. Hier hat sich kürzlich eine Gruppe Nutrias niedergelassen.
Die Baustelle auf dem Theodor-Heuß-Ring in Kiel ist bereits seit längerem ein Ärgernis für Pendler und andere Autofahrer, die das Nadelöhr zwischen West- und Ostufer passieren wollen. Wie die Stadt Kiel mitteilt, wird der Großteil der Arbeiten voraussichtlich bis Ende Oktober abgeschlossen sein. Eventuell seien im November noch Restarbeiten bei den Schutzplanken zu erledigen. Um den Verkehr so wenig wie möglich zu beeinträchtigen, sollen diese Arbeiten in der Regel abseits des Berufsverkehrs zwischen 9 und 15 Uhr vorgenommen geschehen. „Die betroffenen Abschnitte sind auch nur kurz“, heißt es von der Stadt, Die Arbeiten begannen am 20. Februar zwischen der Röntgenstraße und dem Bahnübergang in Kiel. Seitdem wanderte die Baustelle Bauphase für Bauphase entlang der B76., Während der Kieler Woche im Juni konnten Verkehrsteilnehmer die Baustelle kurzfristig passieren. Danach hieß es wieder Schlangestehen: auf der Straße, nicht an der Kasse.
Quelle: Auszüge aus einem Artikel der Kieler Nachrichten vom 5.9.2024 » KN-online